Johann N. A. Nestroy
Autor
Johann Nepomuk Eduard Ambrosius Nestroy wurde am 7. Dezember 1801 als zweites von acht Kindern des aus Komorau stammenden Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. jur. Johannes Nestroy und seiner Frau Maria Magdalena in Wien geboren.
Er sollte wie sein Vater Jurist werden. Allerdings war er schon während der Vorbereitung auf das Studium vom blühenden Hauskonzert- und Haustheaterwesen in den gut situierten Familien so künstlerisch angeregt, dass er sein Berufsziel vernachlässigte und die Gesangsausbildung bevorzugte. Am 8. Dezember 1818 gab er sein Debüt in der Wiener Hofburg mit der Basspartie in Händels Oratorium Timotheus. 1820 begann er zwar Jura zu studieren, aber Gesang und Theater waren stärker, sodass er 1822 das Studium abbrach und am 24. August die Gelegenheit am k. k. Hoftheater bekam, den Sarastro in Mozarts „Zauberflöte“ zu singen. Die Kritik war überaus wohlwollend und lobte das vorteilhafte Äußere des Sängers, die angenehme Stimme und die Disposition zu Spiel und Darstellung!
Er lernte Maria Wilhelmine von Nespiesny kennen, die er am 7. September 1823 heiratete. Er wechselte an das Deutsche Theater in Amsterdam, wo er neben Opernpartien auch bereits einige Sprechrollen in Lustspielen übernahm. 1825 ging er nach Brünn, Mitte 1826 nach Graz, wo die komischen Sprechrollen bereits die Gesangspartien überwogen.
Mit dem Durchbruch als Schauspieler im komischen Fach ging die Trennung von Ehefrau Wilhelmine einher, die ihn 1827 verließ (die Scheidung wurde erst im Februar 1845 ausgesprochen). In Graz lernte er 1827/28 die Schauspielerin Maria Antonia Cäcilia Lacher - genannt Weiler - kennen, die seine Lebensgefährtin – „die Frau“ genannt – wird. Mit ihr hat er zwei Kinder: Karl Johann Anton (* 8.10.1831) und Maria Cäcilia (* 2. April 1840), die 1858 legitimiert werden.
1831 engagierte ihn Direktor Carl ans Theater an der Wien, hier feierte Nestroy nicht nur als Schauspieler große Erfolge, sondern machte auch erste Schreibversuche, die über Textbearbeitung und kleine Vorspiele hinausgehen. Bereits 1832 erzielte er als Bühnenautor einige beachtliche Erfolge, 1833 gelang ihm mit dem “Lumpacivagabundus”, seinem (auch später) meistgespielten Werk, endgültig der große Durchbruch als Autor. Er wurde zur Leitfigur des vormärzlichen Wiener Volkstheaters, brillierte als Schauspieler in (vor allem) eigenen Stücken, die er sich und seinen Partnern Scholz, Carl, Grois, später auch Treumann auf den Leib schrieb.
Nestroys herausfordernder Stil fand ungeachtet moralischer und ästhetischer Entrüstungen von bestimmten Seiten bald ein begeistertes Publikum, er gab aber immer wieder auch Schwierigkeiten mit Publikum, Theaterpolizei und Zensur. Zeit seines Lebens schwankte Nestroy zwischen einem soliden bürgerlichen Leben als Ehemann und Familienvater und seinen galanten Abenteuern, biographische Züge scheinen in den Stücken der 30er Jahre durch Spielrollen und Possenwelt hindurch: Ehebruch- und Treue-Motiv, Familien-Problematik und verschiedene Aspekte einer Künstlerexistenz.
Marie Weiler spielte kleinere Rollen, war ab 1844 seltener auf der Bühne zu sehen und trat 1851von der Bühne ab, dafür begann sie, im Privatleben Nestroys und im Theatergeschäft eine umso bedeutendere Rolle zu spielen. 1845 ging Nestroy mit Carl ans Leopoldstädter Theater, das er 1854 – 1890 als Direktor leitete, ehe er sich altersbedingt nach Bad Ischl und Graz zurückzog.
Johann Nestroy starb an den Folgen eines Schlaganfalls am 25. Mai 1862 in Graz. Nach Wien überführt, wurde sein Leichnam auf dem Währinger Ortsfriedhof beigesetzt und fand 1881 zusammen mit den sterblichen Überresten seiner Lebensgefährtin in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 32 A Nr. 6) seine letzte Ruhestätte.
Im Gegensatz zu Ferdinand Raimunds gemütsbestimmter naiver Phantasie zeigt Nestroys Werk geistvolle Ironie und desillusionierende Skepsis. Als Meister der Sprachkunst hält er in Dialekt und Hochsprache den menschlichen Schwächen einen Spiegel vor. Mit seinem Werk, das Volksstücke, Lokal- und Zauberpossen, Parodien sowie realistisch-satirische Zeit- und Sittenstücke umfasst, wurde er zum beherrschenden Autor der Wiener Vorstadttheater. Als Vorlage dienten ihm meist französische Vaudevilles, englische und deutsche Komödien der Zeit; die für seine Stücke wichtige Musik wurde meist von Adolf Müller sen. komponiert. Sein dialektischer Witz, der schon die Zeitgenossen begeisterte, liebte aphoristische Sentenzen und Wortspiele. Den Höhepunkt von Nestroys Schaffen bildeten die Jahre 1838-44, in denen so populäre Stücke entstanden wie "Der Talisman" (1840), "Das Mädl aus der Vorstadt" (1841) und "Einen Jux will er sich machen" (1842). In der "Posse mit Gesang" fand er zu einer spezifischen neuen Form.
Quelle:Austria Forum